Hampelfrauen und Phantom-Stöcke

Seit Jahren irren überwiegend ältere meist angerundete Damen durch den Volkspark, die Arme nach vorne waagerecht ausgestreckt. Als hätten sie überlange Stöcke in den Händen. Aber da ist nichts. Sie sehen angestrengt aus, geradezu gehetzt. Der Oberkörper wirkt versteift, ähnlich die Mundwinkel. Da leidet jemand. Wie ein Hampelmann, bloß ohne Fäden.

Nordic Walking soll das sein. Dr. Ulrich „das erlauben dann doch“ Strunz hat es in seinen Bestsellern propagiert. Soll die Gelenke schonen. Allerdings mit richtigen, nicht mit Phantom-Stöcken. Wie Anhängerinnen einer Sekte wurden die Gläubigen des grau melierten, stoiberesken Fitness-Gurus von Monat zu Monat mehr. Und wackelten durch den Volkspark.

Jetzt hat eine Feldstudie ergeben, dass Nordic Walking die Gelenke nicht schont, sondern stärker belastet als das herkömmliche Walking, also das Gehen, das Wandern, das was Menschen schon seit Jahrtausenden in einer gewissen Art und Weise tun. Und das ja vielleicht allein schon deswegen nicht gänzlich falsch sein muss.

Wenn das Nordic Walking so natürlich und sinnvoll ist, dann wären den Menschen im Laufe der Evolution sicherlich stockähnliche Gebilde gewachsen. Die Evolution sieht es wohl anders als Strunz.
In den letzten Wochen sind es merklich weniger Powerfrauen mit Phantom-Stöcken geworden. Entweder sie haben von der Studie gehört – oder sie sind auf ne neue Hüfte beim Orthopäden.