Brot und Spiele – Mit der IKB am Büffet

Gestern beim Eishockey Eisbären Berlin gegen den finnischen Meister in der O2-Arena: Ich war eingeladen in den VIP-Bereich, habe mich ordentlich durchs Büffet gefräst. Alle Tische hatten eine Bezeichnung, wer dort sitzen darf. Etwas unscheinbar, aber doch ganz nah am kulinarischen Zentrum ein Tisch mit der Beschriftung „IKB“. Keiner sitzt dort. Ich stelle mutig meinen Orangensaft ab, mitten in die Finanzkrise.

Plötzlich kommen einige große Herren mit entschlossenem Schritt und grimmiger Miene auf mich zu, setzen sich an den Tisch mit der berüchtigten Bezeichnung und meinem ärmlichen Orangensaft. Obwohl die Eisbären in Führung liegen, glaube ich auf den Gesichtern der Banker eine Mischung aus Wut und Verzweiflung mit einer leichten Prise Gewissen und Scham zu erkennen. Sie schauen nicht auf vom Tisch, sie gucken nicht in die Gesichter der anderen VIP-Gäste.

Ich frage mich, ob sie auch schon mal Cocktails mit Goldstaub getrunken haben, wie das von den Bankern der Wall Street kolportiert wird. Ich glaube, das ist weder gut verträglich, noch lecker, noch macht es glücklich. Sonst würden die Herren dort nicht so verkrampft und verschämt um diesen Tisch kauern. Ich greife beherzt nach meinem Saft und gehe zurück in die Arena zum Spiel.

Hampelfrauen und Phantom-Stöcke

Seit Jahren irren überwiegend ältere meist angerundete Damen durch den Volkspark, die Arme nach vorne waagerecht ausgestreckt. Als hätten sie überlange Stöcke in den Händen. Aber da ist nichts. Sie sehen angestrengt aus, geradezu gehetzt. Der Oberkörper wirkt versteift, ähnlich die Mundwinkel. Da leidet jemand. Wie ein Hampelmann, bloß ohne Fäden.

Nordic Walking soll das sein. Dr. Ulrich „das erlauben dann doch“ Strunz hat es in seinen Bestsellern propagiert. Soll die Gelenke schonen. Allerdings mit richtigen, nicht mit Phantom-Stöcken. Wie Anhängerinnen einer Sekte wurden die Gläubigen des grau melierten, stoiberesken Fitness-Gurus von Monat zu Monat mehr. Und wackelten durch den Volkspark.

Jetzt hat eine Feldstudie ergeben, dass Nordic Walking die Gelenke nicht schont, sondern stärker belastet als das herkömmliche Walking, also das Gehen, das Wandern, das was Menschen schon seit Jahrtausenden in einer gewissen Art und Weise tun. Und das ja vielleicht allein schon deswegen nicht gänzlich falsch sein muss.

Wenn das Nordic Walking so natürlich und sinnvoll ist, dann wären den Menschen im Laufe der Evolution sicherlich stockähnliche Gebilde gewachsen. Die Evolution sieht es wohl anders als Strunz.
In den letzten Wochen sind es merklich weniger Powerfrauen mit Phantom-Stöcken geworden. Entweder sie haben von der Studie gehört – oder sie sind auf ne neue Hüfte beim Orthopäden.