Ein Volk wird irre

We go crazy: Erstmals sind in Deutschland psychische Störungen der Hauptanlass für Klinikaufenthalte. Deutsche verbringen wegen diesen Störungen insgesamt mehr Tage im Krankenhaus als wegen Kreislauferkrankungen. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten „Report akut-stationäre Versorgung 2008“ der Gmünder Ersatzkasse (GEK) hervor.

Nun werden wir nicht wirklich viel irrer, als wir ohnehin schon sind. Denn die Verweilzeiten für organische Erkrankungen sind weiter gesunken. Dadurch ist der Irrsinn zum Aufenthaltsgrund Nummer 1 aufgestiegen, sozusagen nachgerückt. Aber warum sinken denn in diesem Bereich die Verweilzeiten nicht wie bei den eher mechanischen Krankheiten?

Das soziale Geflecht funktioniert nicht. Immer mehr Alleinlebende, immer mehr Druck von außen, immer höhere Anforderungen von allen Seiten an den Einzelnen, mehr Wut im Alltag, auf den Straßen, in der Warteschlange im Supermarkt. Weniger Ruhe, nur selten Geborgenheit, kein Trost, geringes Vertrauen. Beschleunigung bis zum Durchdrehen. Überall Beratung von Computern, automatengeneriertes Danke und maschinell erstellte Mahnungen, die ohne Unterschrift gültig sind.

Es ist sehr kalt in Deutschland. Eine Nation in der technokratischen Isolationsfalle. Daher holen sich viele Menschen die fehlende Zuwendung und persönliche Ansprache woanders. Zum Beispiel im Krankenhaus.

So krank ist unsere Welt.