Alle gegen alle

Er ist alt, er ist weise. Und er denkt auch an die jüngeren Menschen: Altbundespräsident Roman „The Ruck“ Herzog. Jetzt warnt er vor einer Ausplünderung der Jungen durch die Alten. Schließlich steigt die Zahl der Wähler im Rentenalter, also würden sich die Parteien ekelhaft opportunistisch den Alten anheischig machen.

Wie bei den mutmaßlich diskriminierten Frauen hört man an allen Ecken und Enden stereotypes Gejammer der Rentner. Schließlich hätten sie das alles aufgebaut, hätten schwere Zeiten gehabt. Und jetzt, im Alter, sollten sie nicht mehr so weiterleben können wie vorher.

Klar haben sie aufgebaut. Klar haben sie es schwer gehabt. Schwer haben es heute auch viele Jüngere. Aber die können nichts mehr aufbauen. Die können nicht ansatzweise die Wertzuwächse erreichen, die ihre Eltern erlangt haben. Ein jetzt berenteter Arzt konnte sich Auto, Haus, ordentliche Altersabsicherung und viele tolle Reisen, ein Segelboot erwirtschaften. Heute ist das nicht mehr drin.

Die Rentenversicherungsbeiträge der Jungen werden unmittelbar auf die Konten der Rentner überwiesen. Es gibt keine Rücklagen für die Zeit, in der die jetzt Jungen nicht mehr arbeiten können. Also müssen sie zusätzlich auch für sich sorgen. Was bleibt? In jedem Falle nicht genug, um durch Konsum die Wirtschaft anzukurbeln. Die meisten jungen Menschen, die heute bei uns reich werden, werden dies durch Erben.

Herzog mag Recht haben oder auch nicht. Fakt ist, die Gräben werden immer tiefer, die unsere Gesellschaft durchziehen. Alt gegen Jung, Frauen gegen Männer, Migranten gegen Einheimische, Gebildete gegen Hauptschulabsolventen. Also fast jeder gegen jeden. Wir sind ein Volk der Missgunst und der Unsolidarität. Innerlich sehnen wir uns aber nach einer Leitfigur, die uns wieder zusammenschweißt. Wie bei der WM der Klinsi – oder wie 70 Jahre vorher der…