Verbot ohne Not

Rauchen erst ab 18, das kleine Besäufnis nur noch im Dunkeln auf der Parkbank. Es ist nicht leicht, heutzutage Jugendlicher zu sein, ohne Opfer der neuen Verbotskultur zu werden. Gerade noch rechtzeitig wurde jetzt ein Gesetzentwurf zurückgezogen, mit dem sogar das Knutschen Jugendlicher im Kino strafbar geworden wäre.

Sind unsere Menschinnen und Menschen teilweise schon mit 13 oder 14 geschlechtsreif, dürfen sie das aber erst nach dem 18. Geburtstag erleben. Eine Art sexuelle Konterrevolution, durch die die hormondurchfluteten jungen Männer und Frauen das offenbar klerikale Gefühl bekommen sollen, Sex sei etwas Schlimmes und Verbotenes.

Aber juckt das die Jugendlichen wirklich? Kann es sie überhaupt noch jucken, ob das nun verboten ist oder nicht? Sind sie nicht inzwischen von so vielen Verboten umgeben, dass sie es in vielen Fällen nicht einmal bemerken, dass sie gerade straffällig geworden sind?

Das indizierte Ballerspiel, das Porno-Filmchen aus dem Netz, der illegale Download aus einer Musiktauschbörse, die selbstgebrannte DVD von einem Hollywood-Splatter-Streifen, vor deren Raubkopie im Vorspann mit Handschellen, Blaulicht und Gefängnismauern gewarnt wird.

Und wenn das schon alles verboten ist, dann ist der Jugendliche ohnehin kriminell. Es geht also nur noch darum, nicht erwischt zu werden. Beim betrunkenen Fahren ohne Führerschein, beim Eintreten auf einen alten Mann in der U-Bahn, bei Vergewaltigung, Bedrohungen mit Messern oder einem klassischen Raubüberfall auf der Straße. Es passiert im schlimmsten Falle nur das, was droht, wenn man eine kopiergeschützte DVD rippt. Und das machen schließlich fast alle in der Klasse.
Na dann…