Gefahr im Flugzeug

Männer, wenn ihr auf einem Flug der Air France oder British Airways künftig keinen Platz mehr bekommt, die Frau hinter euch in der Warteschlange aber sofort einen, dann wundert euch nicht.

Es könnte nämlich sein, dass im Flieger ein unbegleitetes Kind sitzt. Und neben einem solchen dürfen bei der Air France keine alleinreisenden Männer mehr sitzen. Aus Sicherheitsgründen.

Früher hätte man vielleicht gerade dann einen Mann daneben gesetzt. Falls der Balg zum Beispiel mit Geschirr wirft, oder (im unwahrscheinlichen Fall) einer Notlandung eine kräftige Hand benötigt wird, um das Kind aus dem Notausstieg in Sicherheit zu bringen. Vorbei. Männer werden für Kinder inzwischen eher als gefährlich, denn als nützlich angesehen.

Als kleiner Junge durfte ich sogar mal ins Cockpit im Flugzeug. Das war ganz schön aufregend. Auch das ist offenbar vorbei. Schließlich ist der Pilot ja im weiteren Sinne auch alleinreisend.

Good Old Young

Eigentlich bin ich schon alt. Manchmal fühle ich mich auch so. Heute nicht. Heute war ich bei Neil Young (älter) mit 5000 Fans (meistens auch älter) in der Freilichtbühne der Spandauer Zitadelle (saualt).

Rechts und links stehen Männer mit ergrauten oder überwiegend verschwunden Haaren und schreiben sich jeden Titelname, den Young spielt, auf einen kleinen Zettel. Einer hat sogar einen Computerausdruck, eine Art Matrix, auf der die Autrittsorte und die Titelnamen eingetragen sind. Die Männer nicken bei wilden Gitarrensoli leicht, aber konzentriert mit dem Kopf. Vielleicht sind sie nach einer wilden Jugend Buchhalter geworden. Andere quatschen die ganze Zeit. Ist die Musik gerade lauter, brüllen sie.

Eine junge Frau reißt bei „Cortez the Killer“ ihr Nokia der drittletzten Generation hoch, um mit der Diktierfunktion die Ballade aufzunehmen. Da, wo Young vor 30 Jahren vielleicht noch Feuerzeuge (ja, die gab’s damals schon) aufblitzen sah, da blenden jetzt Fotohandy-Displays und verbotene Digicams. Voller Euphorie fotografieren da welche aus dem Dunklen ins Dunkle ohne Blitz und Auflösung. Verschwommene, grobpixelige Bilder, die spätestens am nächsten Tag dem Speicherplatz weichen müssen. Und das Nokia-Diktiergerät-Gekrächze will die süße Blonde sicher auch nicht wirklich hören. „Aber es war doch so schön“, rechtfertigt sie sich am nächsten Mittag beim Latte, wenn sich ihre Freundin das 12-Minuten-Gerausche komplett anhören muss.

Neil Young (nicht wirklich jung) macht keine Pause, spielt über zwei Stunden durch, immer in Aktion. Mal ruhiger. „Heart of Gold“ hört sich fast unverändert an wie damals auf „Harvest.“ Am Ende lässt er uns etwas verwirrt nach einer Cover-Version von „A Day In The Life“ zurück. Wie durch einen Trichter werden wir älteren Herrschaften dickflüssig durch das Festungstor der Zitadelle rausgedrückt.

Nach drei Stunden Stehen spüre ich dann schon die Beine. Ich bin also doch alt. Beim Rausgehen erzählt mir ein Freund, er ziehe für solche Konzerte immer Stützstrümpfe an. Das ist der Beweis: I’m young.

Das staatliche Kind

Da irrt ein 7-Jähriger durch Berlin, fährt mit der U-Bahn von hier nach dort, keine Schuhe an den Füßen. Die Polizei greift den Jungen auf. Seine Mutter gibt an, mit ihm Streit gehabt zu haben. Er sei einfach abgehauen. Sie hatte wohl ordentlich Alkohol intus. Das war vorgestern.
Jetzt ist Ben weg. Weg von Mutter und Schwester. Das Jugendamt will in den nächsten Tagen entscheiden, ob Ben zu seiner Mutter zurück darf.

Jetzt gehört Ben dem Staat.

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ihren Eltern gegen deren Willen durch staatliche Einrichtungen weggenommen wurden, ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Das meldet heute das Statistische Bundesamt. Wurden 2006 lediglich 151 Minderjährige Gegenstand einer „Herausnahme“, wie der Vorgang offiziell heißt, waren es in 2007 mit 435 fast drei Mal so viele.

Sind Eltern wirklich so schnell so dramatisch schlimmer und gefährlicher für ihre Kinder geworden? Oder hat sich etwa die öffentliche Einstellung verändert, was für Kinder schlimm und gefährlich sein könnte? Vor 30 Jahren gab es noch keine gewaltige Medienresonanz, wenn sich ein 14-Jähriger an der Parkbank mit Billigschnaps auf 2,5 Promille aufblähte. Auch war nichts zu hören von Kindern, die abgeholt wurden, weil die elterliche Wohnung vermüllt und schmutzig war. Jetzt greift der Staat ein. Manche sagen: Endlich. Denn Kinder sind ja Zukunft.

Alte sind hingegen Vergangenheit. Wenn die Sinne nachlassen und die Kräfte, vermüllen viele von ihnen in ihren Mietwohnungen. Sie irren oftmals verwahrlost durch die U-Bahnhöfe der Stadt mit kaputten Schuhen. Keine Polizeistreife greift sie auf. Wenn sie den Weg zurück in ihre Wohnung finden, sterben sie dort vielleicht. Und verwesen, bis die Nachbarn den Geruch nicht mehr aushalten.

Das ist Gegenwart.

Verbot ohne Not

Rauchen erst ab 18, das kleine Besäufnis nur noch im Dunkeln auf der Parkbank. Es ist nicht leicht, heutzutage Jugendlicher zu sein, ohne Opfer der neuen Verbotskultur zu werden. Gerade noch rechtzeitig wurde jetzt ein Gesetzentwurf zurückgezogen, mit dem sogar das Knutschen Jugendlicher im Kino strafbar geworden wäre.

Sind unsere Menschinnen und Menschen teilweise schon mit 13 oder 14 geschlechtsreif, dürfen sie das aber erst nach dem 18. Geburtstag erleben. Eine Art sexuelle Konterrevolution, durch die die hormondurchfluteten jungen Männer und Frauen das offenbar klerikale Gefühl bekommen sollen, Sex sei etwas Schlimmes und Verbotenes.

Aber juckt das die Jugendlichen wirklich? Kann es sie überhaupt noch jucken, ob das nun verboten ist oder nicht? Sind sie nicht inzwischen von so vielen Verboten umgeben, dass sie es in vielen Fällen nicht einmal bemerken, dass sie gerade straffällig geworden sind?

Das indizierte Ballerspiel, das Porno-Filmchen aus dem Netz, der illegale Download aus einer Musiktauschbörse, die selbstgebrannte DVD von einem Hollywood-Splatter-Streifen, vor deren Raubkopie im Vorspann mit Handschellen, Blaulicht und Gefängnismauern gewarnt wird.

Und wenn das schon alles verboten ist, dann ist der Jugendliche ohnehin kriminell. Es geht also nur noch darum, nicht erwischt zu werden. Beim betrunkenen Fahren ohne Führerschein, beim Eintreten auf einen alten Mann in der U-Bahn, bei Vergewaltigung, Bedrohungen mit Messern oder einem klassischen Raubüberfall auf der Straße. Es passiert im schlimmsten Falle nur das, was droht, wenn man eine kopiergeschützte DVD rippt. Und das machen schließlich fast alle in der Klasse.
Na dann…

Kinderwahn

Als ich klein war, musste ich schon im zarten Alter von 4 1/2 jeden Tag über mehrere Kreuzungen alleine in den Kindergarten gehen. Später auf dem Schulweg in die erste Klasse hatte ich nicht nur mit meinem bleischweren Schulranzen zu kämpfen, sondern wurde auch von aggressiven Jugendlichen und einem klassischen Exhibitionisten mit Regenmantel und nix drunter heimgesucht. Einmal sprang mich sogar ein in meinen damalig kleinen Augen riesiger Boxer an.
Das ging anderen Kindern auf ihrem Schulweg ähnlich. Es gab damals viele Kinder.

Heute gibt es wenige Kinder. Heute werden die Jugendlichen teilweise noch im Alter von 14 von Eltern in die Schule gebracht und abgeholt. Heute haben die Kleinen einen Fahrradhelm auf, wenn sie auf dem Spielplatz von der Rutsche in den Zuckersand gleiten. Heute haben die Kinder für jede Altersgruppe eigene Autositze. Kinder bekommen Luxusgüter zugesteckt, die sie sich selbst frühestens nach mehrern Berufsjahren werden leisten können. Kinder sind Heiligtümer. Umso schlechter das Gewissen der Eltern ist (z.B. wg. Scheidung, ausufernder Berufstätigkeit oder weil sie sich die neueste Playstation nicht leisten können), umso stärker wird das Kind zur Gottheit erhoben.

Schließlich steigt auch die gesellschaftliche Repression auf die Eltern, wenn andere meinen, dem Zwerg sei nicht ausreichend gehuldigt worden oder durch kurze Abwesenheit der Eltern habe das Risiko eines Unfalls, einer Entführung oder eines anderen Unglücks bestanden.

helicopter parenting – auch dafür gibt es schon einen Begriff, wenn Eltern ihre Kinder auf Schritt und Tritt bis in deren hohes Alter überwachen. In der Süddeutschen Zeitung bezeichnet der amerikanische Pädagogikprofessor Richard Mullendore das dafür hilfreiche Handy als „längste Nabelschnur der Welt“.

Noch massiver als die Gluckenhaftigkeit der heutigen Eltern ist aber die Darstellung von Kinderschicksalen, -unglücken oder -missbrauch. Jeder durchschnittliche Moderator oder Schauspieler reist heutzutage nach Afrika, um sich umringt von süßesten schwarzen Kindern fotografieren zu lassen und dann eine Aktion für irgendwelche Kinder zu starten. Auf einem Straßenfest hier um die Ecke wurden letzte Woche Luftballons mit der Aufschrift „Jesus liebt Kinder“ verteilt. Was will uns das sagen? Liebt Jesus nur Kinder oder auch andere Menschen? Wie kann diese Form der Liebe verstanden werden in Zeiten, in denen hinter jeder Ecke ein Pädophiler vermutet wird, in der die Erwachsenen sich untereinander nicht mehr vertrauen, positiv auf Kinder einzuwirken?

Wenn der moralische Anspruch an Eltern so überzogen wird, wenn Kinder mit ihren Eltern machen können, was sie wollen, und diese sich nicht mehr wehren können, ohne die staatliche Repression zu erleben, können Erwartungsdruck und die Last der Aufgabe bestimmt auch dazu führen, dass Kinder in Babyklappen landen – oder im Extremfall auch in Blumenkästen.

Opfer Merkel

Das geht ja gar nicht. Wenn ich meine Friseuse Friseurin beim nächsten Besuch als erstes einfach küssen würde, ich hätte sicher gleich die Polizei am Hals und ein Verfahren wegen sexueller Belästigung an der Backe.

Anders die Froschfresser. Da kommt ein Sarkozy aus Frankreich und wird gegenüber Frau Merkel vor den laufenden Kameras der Welt sexuell übergriffig. Hat Chirac sich noch mit den Händen begnügt, geht Sarkozy voll ran.

Wo ist der Aufschrei der Herrenfrauen ob dieser sexuellen Gewalttat? Wo sind die Feministinnen? Sind sie müde, sind sie satt?

Nun könnte man ja einwerfen, in Frankreich seien Küsschen gesellschaftlich etabliert. Das macht es aber nur noch schlimmer. Denn der Übergriff fand auf deutschem Hoheitsgebiet statt. Und hier gelten unsere Regeln. Es ist ja auch nicht akzeptabel, dass hier Frauen und Kinder geschlagen werden, nur weil das in irgendwelchen arabischen Gesellschaften so toleriert und üblich ist.

Wie schlimm der Vorgang in Wirklichkeit ist, wird deutlich durch die Maßnahmen der US-Weltpolizei. Der sechsjährige Jonathan Prevette hat 1996 einer Klassenkameradin einen Kuß auf die Wange gedrückt und wurde wegen sexueller Belästigung für einen Tag vom Unterricht und von einer Kinderparty ausgeschlossen. Diese Maßnahme wurde allerdings im folgenden Jahr vom Erziehungsministerium in Washington relativiert: „Ein Kuss auf die Wange durch einen Erstklässler ist keine sexuelle Belästigung“, heißt es in den neuen Richtlinien.

Sarkozy ist zwar neu als Präsident, ihn aber als Erstklässler durchgehen zu lassen, das geht nun doch zu weit.
Froschfresser küsst Frosch

Glückwunsch zum Herrentag

folo.de gratuliert allen Herrenfrauen zum Herrentag. Ein Tag, an dem bei den Männern die niedersten Instinkte voll ausbrechen und sichtbar werden. Schon morgens ziehen sie lallend und gröhlend durch die Straßen. Ein Tag, der den Herrenfrauen wieder bestätigt, dass sie die besseren Menschen sind.
Mädchen sind was anderes
Irgendwo muss es ja herkommen, dass mehr Mädchen erfolgreich die Schule abschließen als Jungen. Und da Mädchen in unserer Gesellschaft grundsätzlich benachteiligt, unterdrückt und weniger gefördert werden, kann es ja nur genetisch begründet sein, dass Männer die schlechteren Menschen sind. Im Rahmen einer Kinder- und Jugendgesundheitssurvey wurde das endlich empirisch bestätigt. Unter 17.461 Kindern und Jugendlichen in Deutschland waren 18 Prozent der Jungen, aber nur 12 Prozent der Mädchen psychisch auffällig. Würden Mädchen nicht benachteiligt, würde der Anteil der gestörten Jungen bald auf 99 Prozent hochschnellen. Um das zu erreichen, gibt es jetzt in Berlin einen Kindernotdienst, einen Jugendnotdienst und einen speziellen Mädchennotdienst. Dann müssen die Mädchen nicht mit Beratern in Kontakt kommen, die mit Jungs zu tun hatten.

Außerdem wurde für die Herrenfrauen und die, die es bald werden, der Herrentag eingeführt – zusätzlich zum Mutter- und zum Weltfrauentag.

Tote Jugend

  • Einer hat sich totgesoffen. 50 Tequilas heißt es. Über 4 Promille hatte er im Blut, als er eingeliefert wurde. Er war 16.
  • Gestern hat sich einer totgefahren. Mit 50 Sachen gegen einen Allee-Baum. Auf seinem Motoroller. Er war erst 17 und gleich tot.
  • Vorgestern wurde einer totgeschlagen. Er hatte versucht, einem anderen das Handy abzunehmen, dabei aber dessen Kumpels übersehen. Ein Schlag traf ihn versehentlich tötlich am Kopf. Er war erst 18, starb auf dem Weg ins Krankenhaus.
  • Vor einigen Tagen wurde einer vom Zug erwischt. Er wollte besonders knapp die Schienen überqueren und damit seinen Freund beeindrucken. Er war zu langsam und wurde überrollt. Er war erst 15.
  • Vor drei Tagen stürzte ein Mädchen aus dem Fenster aus dem 5. Stock. Sie war unglücklich und wollte nicht mehr leben. Auch sie war gleich tot. Im Alter von 13 Jahren.

Das interessiert eigentlich alles nicht besonders, man geht nach einem standardisierten Ausdruck der Betroffenheit schnell wieder zu anderen Themen über. Diese Vorfälle gibt es seit Generationen.
Jetzt ist aber manches anders. Das Umfeld, in dem sich ein Jugendlicher totgesoffen hat, war eine Flatrate-Party. Jetzt müssen Regelungen, Strafen und Verbote her, denn diese Form des Alkoholausschanks ist ähnlich wie die Alkopops neuartig. Das ist kein kultureller Alkoholgenuss wie der in der Eckkneipe „Postklause“, in der ältere Männer zur Happy Hour vormittags um 10 Uhr reihenweise Biere mit Korn trinken, oder wie in intellektuellen Kreisen, in denen schon morgens nach dem Aufstehen ein besonders guter Rotwein mit Jahrgang getrunken wird. Das ist auch kein Oktoberfest, wo die Alkoholopfer auf Handwagen abtransportiert werden. Das ist auch nicht der Supermarkt, der einem mit 16 Jahren problemlos zwei Flaschen Tequilas für 14 Euro verkauft und damit jede Flatrate-Party unterbietet.

Schnapsleiche

Allerdings kann der kollabierte Jugendliche auf einen Flatrate-Party schnell gefunden und versorgt werden, die Jugendlichen, die wegen Verboten auf der versteckten Parkbank Saufexzesse vollziehen, müssen ohne Hilfe krepieren oder erfrieren.

Ballerballa

Da die Synapsen nicht zuletzt auch im Untertitel von folo eine wesentliche Rolle spielen, dürfen hier die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über Ballerspiele als Jungbrunnen für Synapsen nicht verschwiegen werden.

Forscher der Universität Rochester in New York haben jetzt festgestellt, dass Ego-Shooter richtig gut für die Menschen sind. Viel besser als zum Beispiel stumpfsinniges Tetris. Ballerspiele können sogar den Straßenverkehr sicherer machen.

Das Forscherteam um die Hirnforscherin Professor Daphne Bavelier hat mit Ego-Shootern unbefleckte Studenten zum wochenlangen Rumballern mit Unreal verdonnert. Die Folge: Bessere Sehschärfe, bessere räumliche Einschätzung und natürlich eine bessere Reaktionsgeschwindigkeit. Die besserte sich als einziges auch bei der Kontrollgruppe aus Studenten, die vor Tetris rumlungern mussten. Ansonsten verbesserte sich da nichts.

Kein einziger Student aus beiden Gruppen zog übrigens im Anschluss mit echten Waffen oder echten Würfeln (Tetris) durch den Campus…

Parallelgesellschaft 2.0: Die Kinder

Deutschland versteht seine Kinder nicht – und macht auch keine Anstalten, das zu wollen. Überall Parallelgesellschaften. Jetzt sind sogar unsere Kinder und Jugendlichen eine.

Beispiel „Killer-Spiele“: Die sind offenbar böse, weil sie in einer Maschine stattfinden, die Kinder und Jugendliche in der Regel besser verstehen als ihre Eltern. Laut Uschi von der Leine sollen jetzt nicht nur Spiele verboten werden, in denen virtuell Menschen getötet oder verletzt werden, es sollen auch andere Spiele verboten werden, in denen Gewalt überhaupt sichtbar ist.

Gewaltdarstellungen sollen die Jüngsten also künftig nur noch in passiven Medien erleben dürfen. In blutrünstigen Ausgaben von Tatort, in denen Angst, Vergewaltigung und Rohheit nicht selten sind, in Aktenzeichen XY, damit den Kindern auch der Schauer der Authentizität über den Rücken kriecht, in der nachmittäglichen Heute-Sendung, in der Menschen Sekunden vor ihrer Hinrichtung gezeigt werden, aber natürlich die unmittelbar Hinrichtung nicht. In der Tagesschau, in der Bombardements und Heckenschützen natürlich viel realistischer sind als in der neuesten Counter-Strike-Version.

Killer-Szene alt

Wer von den jetzt erwachsenen Klugscheißern hat nicht in seiner Kindheit im Sandkasten mit Plastikfiguren Cowboy und Indianer gespielt, wer hat nicht in den Karl-May-Filmen voller Faszination die Gemetzel zwischen vermeintlich Guten und Bösen gesehen? Wer hat nicht geflennt, als der manchmal schießwütige Winnetou in der dritten Folge unter Anteilnahme von eingängigen Geigen in den Armen seines „Bruders“ krepierte?

Killer-Szene  neu

Will man jetzt ernsthaft versuchen, diesen Teil der Welt auszublenden, zu verbieten? Gewalt ist doch ein maßgeblicher Teil unserer westlichen Kulturgeschichte. Und jetzt sollen wir so tun, als ob es die gar nicht gäbe.

In Frank Plasbergs „Hart aber fair“ ging es vor einigen Wochen um Killerspiele. Eingeladen war auch die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer (CDU). Sie offenbarte in der Sendung nebenbei, ohne selbst zu merken, welchen Offenbarungseid sie da leistete, dass sie sich für die Sendung sachkundig gemacht hatte, was eigentlich Counter-Strike sei. Die Schulministerin des größten deutschen Bundeslandes wusste also nicht, was Counter-Strike ist. Redet aber andauernd über Verbote.

Es ist eine Binsenweisheit, dass durch Verbote das Ausmaß gesellschaftlicher Probleme eher verdeckt und verschleiert wird, da die Aktivitäten in der Heimlichkeit stattfinden, dadurch aber auch viel spannender sind. Schließlich haben die Kinder so ein Geheimnis, etwas, das Mutti, Vati und die Lehrer nicht wissen dürfen. Wer nicht glaubt, dass das besonders reizvoll ist, der war offenbar selbst nie jung.

Was also tun?

Da es augenscheinlich nicht möglich ist, die Gewalt auf unserer Erde und in unserer Gesellschaft abzustellen, kann doch nur eine offene Auseinandersetzung damit helfen, Ausuferungen in den Köpfen einiger weiniger Jugendliche zu erkennen und ggf. zu beeinflussen.
Dazu müssen die Erwachsenen aber Counter-Strike kennen, Computer kennen, mit ihren pubertären Kindern zusammen die Gewaltspiele spielen, die ihre Kleinen zusammen mit Freunden spielen, virtuell töten, so wie die Guten das vor unseren Augen bei Karl May taten.

Töten Sie – jetzt!