Gutmenschen sind Kontrollfreaks. Sie müssen Gutes tun, etwas beschützen, bewahren, retten. Das haben sie sich in den Kopf gesetzt – und fühlen sich gut dabei. Wer das, was sie machen, nicht so gut findet, der wird bekehrt, missioniert, manchmal bekommt er auch die volle Aggressivität der Political Correctness zu spüren. Er wird geächtet, isoliert und zerbricht dabei vielleicht unter der Übermächtigkeit des Gutgemeinten.
Nun kann man ja vieles gut meinen – ob es aber auch wirklich Gutes bewirkt, ist eine andere Frage. Gutmenschen sind sich zwar ganz sicher, nur Gutes zu bewirken, tun es aber nicht. Beispiel Dosenpfand: Eingeführt wurde das Dosenpfand urspünglich, um die Mehrwegflaschen zu stärken, die Menschen mit sanftem Druck zu bekehren, weniger Einwegverpackungen zu kaufen.
Und was ist passiert? Etwas ganz Vorhersehbares: Seit die Menschen auch auf Dosen und Einwegflaschen Pfand bezahlen müssen und diese Gefäße beim Handel zurückgeben können, ist der Anteil der Einwegverpackungen bei Getränken massiv angestiegen. Erstmals rutschte jetzt die Quote der wiederbefüllbaren Pfandflaschen unter die 30 Prozent. Kein Wunder, denn das grüne Gewissen der Bürger fordert nur die Rückgabe beim Händler – und nicht die Gewissheit, dass das jeweilige Gefäß mehrfach verwendet wird.
Der kleine verbliebene Vorteil dieser sauteuren und mit viel Ärger verbundenen Gutmenschenaktion mag sein, dass weniger Müll in die Landschaft geschmissen wird. Wer das aber trotzdem macht, der nimmt sinnvollerweise die Mehrwegflaschen, die nur mit 8 ct. bepfandet sind – und nicht mit 25 ct.
Fazit: Das Einwegflaschenpfand hat dafür gesorgt, dass mehr Einweg-Getränkeverpackungen denn je gekauft werden. Auch die, die früher immer Pfandflaschen gekauft haben, kaufen weiter Pfandflaschen. Die meisten davon sind aber Einwegflaschen.
Schlagwort: Dosenpfand
Der Schluck
Gestern auf dem Weg zum U-Bahnhof Eisenacher Straße. Es ist 0:30 Uhr. Ein Radfahrer kommt von rechts, hält am orangenen Mülleimer, der an der Straßenlaterne befestigt ist. Wie so viele in den letzten Monaten, seit Trittins Einwegpfand gilt, schaut er in den Mülleimer, um vielleicht eine Flasche zu finden. Der junge Mann sieht nicht sonderlich abgeranzt aus, hat eine Lederjacke an. Er könnte auch aus einem durchschnittlichen Club kommen; schließlich ist ein solches Outfit durchaus angesagt.
Er hat Glück und sieht eine Flasche. Er nimmt sie aus der Mülltonne, setzt plötzlich an und nimmt einen Schluck. Dann packt er die Flasche in seine Tasche. Wenn er nicht vor mir gestanden hätte, ich hätte es nicht geglaubt. Das ist das Ende.