Sie sollen nicht saufen, nicht rauchen, maßvoll Sex praktizieren, nicht zu schnell fahren. Sie sollen auf dem Fahrrad Sturzhelme tragen, sie sollen nur leise Musik hören, nicht am Computer ballern, sich viel bewegen an der frischen Luft, lesen für die Bildung. Sie sollen keine Schokoriegel essen. Sie sollen zeitig ins Bett gehen, ph-neutrale Seife benutzen.
Und das alles mit einem Ziel: So alt wie möglich zu werden. Aber egal, wie viele Schokoriegel sie abgelehnt haben: Umso älter sie werden, umso mehr entrücken sie aus dem Hier und Jetzt.
Da sitzen sie in einem Heim oder einer Alten-WG, wissen oft nicht einmal mehr, dass es sie gibt, erkennen womöglich ihre liebsten Verwandten nicht mehr wieder, merken vielleicht gar nicht, dass sie wieder etwas trinken müssten. Sie starren vor sich hin, als würden sie auf etwas warten.
Aber auf was warten sie? Auf was haben sie sich mit dem züchtigen Leben vorbereitet? Wie viele attraktive Reize, Verlockungen, lange Abende, Exzesse haben sie ausgeschlagen, um jetzt hier sitzen zu können?
Zum Glück können sich viele diese Frage gar nicht mehr stellen, weil ihr Gehirn einfach zu müde geworden ist in den vielen Jahren. Sie starren auf die flimmernden Bilder im Fernseher und wissen gar nichts von einer Rentenerhöhung, obwohl diese dort vor einer Minute lang und breit diskutiert wurde.
Lebensziel erreicht? Was bedeutet eigentlich Lebensziel?