Natur obskur

Jetzt wird einen neue Sau durchs Dorf getrieben: Kohlendioxyd. Bekanntermaßen macht den größten Anteil davon die Atemluft aus. Das ist schlimm genug. Dagegen können letztlich nur Seuchen, Kriege und reduzierte Lebenserwartung helfen. Also sollen wenigstens die anderen Quellen eingedämmt werden.

Zum Beispiel Flugzeuge. Sie verursachen ein Prozent des CO2-Anteils in unserer Luft. Wenn man sie also nicht verbieten kann, dann kann man doch Flüge so stark besteuern, dass Fliegen gar keinen Spaß mehr macht.
Das scheint sinnig, ist aber vielleicht ebenso kurzsichtig wie andere Hypes aus der Vergangenheit.

Wir erinnern uns an Ozon-Alarm in Innenstädten. Zu viel Ozon ist böse für Atmung, Herz und Kreislauf. Also diskutierten wir Fahrverbote. Verwunderlich war nur, dass gerade an den abgasreichen Hauptverkehrsstraßen die Autoabgase das Ozon neutralisieren, dort also die Ozon-Konzentration gar nicht so heftig ist. Im Grünen, wo man am liebsten joggt, da ist es besonders schlimm.

Wir erinnern uns an die Einführung von bleifreiem Benzin, da Blei ja nicht gesund ist. Also kam das „gesunde“ Bleifreie. Bleifreies Benzin enthält (als Ersatz für Bleitetraethyl) allerdings 2,5 Prozent Benzol. Benzol ist eine der gefährlichsten krebserzeugenden Substanzen und ist inzwischen in hohen Konzentrationen in der Luft der Großstädte enthalten. Benzol ist so giftig, dass Tankstellenpächter gegen ihre Arbeitsschutzrichtlinien verstoßen, wenn sie selbst den Sprit in die Autos einfüllen. Das müssen schon die Autofahrer machen. Jede Tankfüllung enthält bis zu vier Liter des Giftes. Englische Wissenschaftler behaupten, die Spatzen sterben in den Städten wegen Benzol aus. Der Teufel wurde mit dem Benzolbub ausgetrieben.

Jetzt ist also das Fliegen dran – reduzieren, verbieten, wegen Kohlendioxyd. Klimaforscher haben am 21. September 2001 eine sehr interessante Entdeckung gemacht. Nachdem infolge der Anschläge sämtliche Flugzeuge über den USA zur Landung gezwungen wurden, war nicht nur die astronomische Sicht außerordentlich gut, auch die Intensität der extrem schädlichen UV-B-Strahlung erhöhte sich schlagartig in erschreckendem Maße. Es ist in der Wissenschaft bekannt, dass Flugzeuge in gewisser Höhe durch ihre Abgase eine Art Strahlungsschutzschirm verursachen, der den Menschen am Boden hilft, keinen Hautkrebs zu bekommen. Schließlich hat sich die Ozon-Schicht sehr reduziert. Die Flugzeuge schaffen gewissermaßen einen Ausgleich.

Wer haftet also für die übermaßige Strahlung und das damit einher gehende Krebsrisiko der Menschen am Boden? Sollen wir alle erkranken, nur weil wir versuchen, die Welt in einen Zustand zu versetzen, der früher vielleicht einmal war, der aber niemals mehr kommen wird? Statt dessen schaffen wir oftmals zusätzliches Leid durch unseren eingebildeten Gutmenschen-Aktionismus.

Übrigens: Bodennahes böses Ozon braucht für seine Entstehung UV-Strahlung, die ja dann ausreichend da ist, wenn die Flugzeuge nicht mehr fliegen.

Unser Gasthaus der Zukunft

Hersteller von Schokoriegeln wollen sich nicht mehr mit Werbung an Kinder richten, weil Kinder ja so gefährdet werden könnten, sich ungesund zu ernähren. Die Hersteller machen das, um einem Werbeverbot zuvorzukommen.

Handy-Strahlung soll doch zu Krebs führen können. Jetzt geht es darum, die Passiven vor der schädlichen Handystrahlung der aktiven Telefonierer zu schützen. Daher müssen angeschaltete Handys in öffentlichen Räumen, Gaststätten, in Autos und in der Nähe von Kindern verboten werden.

Jedes Jahr sterben mehr Menschen an den Folgen von Autoabgasen als Aktiv- und Passivraucher zusammen. Es müssen dringend Spaßfahrten verboten werden, also die Nutzung von Kraftfahrzeugen nicht zur Erwerbstätigkeit oder in Notfällen. Jeder Autofahrer muss seine Fahrten mit Alibis belegen können. Es müssen Bußgelder erhoben werden, wenn Autofahrer doch Spaßfahrten machen.

Eine Reihe von Parfüms enthalten Stoffe, die gesundheitsschädigend sind, insbesondere für die Leber. Da Parfüms ja gerade deswegen benutzt werden, damit andere sie einatmen (Passiv-Parfümierte), ist es an der Zeit, Menschen mit Parfüms den Zugang zu öffentlichen Gebäuden und Gaststätten zu verwehren. Auch die Mitarbeiter in den Einrichtungen und Gaststätten müssen vor dieser Gesundheitsgefährdung geschützt werden.

Jedes Jahr sterben hunderte Menschen an den Folgen von Lärm. Es ist unzumutbar und gesundheitlich gefährdend, wenn in öffentlichen Räumen oder Gaststätten ungedämpft und lauthals gelacht wird. Um Lärmschutz vor Leuten zu erzielen, die womöglich unwillkürlich und suchtmäßig lachen, müssen insbesondere in Gaststätten separate Räume eingerichtet werden. In öffentlichen Gebäuden wird ja nicht so viel gelacht.

Ach so, vor dem Rauchen müssen die anderen auch geschützt werden. Das soll hier natürlich nicht unterschlagen werden.

Stellen wir uns ein Gasthaus der Zukunft vor: Luft- und lustdicht abgetrennte Räume für Minderjährige (wg. Alkohol), für Parfümierte, für Raucher, für Mobiltelefonierer – und zum Lachen gehen wir alle in den Keller!

Was ist eigentlich los mit uns? Was ist aus der viel beschworenen freiheitlichen Gesellschaft geworden. Woher plötzlich diese Reglementierungswut, die permanent Keile in unsere Gesellschaft treibt? In den letzten Jahrzehnten sind die Menschen immer älter geworden – trotz Schokoriegeln, trotz Mobilfunk, trotz Autoabgasen, trotz schädlicher Parfüms, trotz Lärms und trotz der Existenz von Rauchern.