Feldpost 23: Drei Tage im Graben

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Im Osten, den 5.8.44

Liebe Anni u. Moni!

Schon drei Tage im Graben, mitten im Dreck drin. Die Eindrücke die auf einen einstürmen sind gewaltig und hatte ich bis jetzt keine freie Minute. Ich bin jetzt als Komp. Trupp-Führer eingesetzt, also die rechte Hand des Komp. Führers. Da ich diesen Posten bis jetzt noch nicht bekleidet habe, waren die ersten Tage für mich ziemlich anstrengend, zumal hier der Tag zur Nacht und die Nacht zum Tag gemacht wird. Dadurch konnte ich nicht früher schreiben, aber meine Gedanken waren immer bei Euch. Gestern erhielt ich deinen lieben Brief vom 20./21.7. und habe mich wieder darüber sehr gefreut. Also Monilein wird eine kleine Wasserratte. Inzwischen wirst du ja meinen Brief bekommen haben, in den ich ein dafür passendes Schlussblatt einer Zeitschrift legte. Ich habe nämlich immer daran gedacht, dass Ihr Euch viel am Wasser aufhalten werdet. Könnte ich doch auch mal wieder ein erfrischendes Bad nehmen. Aus den Kleidern bin ich ja seitdem ich von Euch fort bin nicht mehr gekommen und jetzt kommt man auch nicht mehr aus den Stiefeln. Dazu die Mücken- u. Fliegenplage hier. Ich wundere mich über mich selbst, daß ich dies alles noch so aushalten kann. Aber die grosse Verantwortung die man jetzt hat hält einen hoch. Denkst du noch an das Sternbild? Jeden Abend um 10 Uhr ist mein Blick zum großen Bären gerichtet, denn hier sind fast alle Nächte sternklar. Man muß dabei aber ganz klar bleiben und darf nicht in Träumereien versinken um nicht vom Iwan einen verpasst zu kriegen.
Drückt Ihr weiterhin die Daumen damit Euer Pappi gesund wiederkommt.
Sobald ich irgendwie Gelegenheit habe werde ich schreiben damit ihr immer ein Lebenszeichen von mir bekommt. Schreibt auch oft!
So seid denn wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von Eurem Pappi
An Monilein süsse ooooooooooooooo

Nächster Brief: Höllisch aufpassen

Feldpost 22: Ich kämpfe für Euch

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U., den 30.7.44

Liebe Anni u. Monilein!

Gestern erhielt ich nach langen langen Tagen deinen Brief vom 11.7., den du sehr wahrscheinlich in sehr grosser Eile geschrieben hast, denn ich konnte ihn kaum entziffern. Aber trotzdem habe ich mich darüber gefreut. Gab dein Brief mir doch wieder Auftrieb und den ich gerade jetzt benötige, denn übermorgen gehts in die Scheisse. Nun kommt der Tag, der eigentlich schon längst da sein konnte und nun heisst es die Augen offen halten, denn die Stellung die wir beziehen ist nicht besonders. Nun liegt das Weitere in einer höheren Hand und muss ich mich jetzt meinem Schicksal fügen. Weiss ich doch wieder daß ich für Euch kämpfe und das gibt mir Kraft. Seid in Gedanken oft bei mir, besonders des abends. Wenn du liebe Anni dann die Sterne betrachtest, vor allen Dingen den grossen Bären, dann werde ich dasselbe tun und unsere Gedanken werden sich dort treffen. Ich will und muss Euch wiedersehen.
Vielleicht warst du schon in Köln und hast die Angelegenheit geregelt. Immer muss ich an Monika denken. Hat sie sich in der Zeit gut geschickt. Du hättest fahren sollen wo Sofie noch dort war. Aber du wirst den richtigen Zeitpunkt schon gewählt haben.
Den beiliegenden Einlieferungsschein kannst du aufbewahren bis das Geld da ist. Du kannst es ja auf unser Sparbuch überweisen.
An Monika liebe süsse ooooooooo und sie möchte für den Pappi bitten. Seid ihr lieben zwei tausendmal gegrüsst und geküsst und denkt an Euren Pappi, der schweren Stunden entgegengeht.

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Feldpost 21: Brief an die Tochter

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U., den 25.7.44

Meine liebe Monika!

Frag doch mal Mutti, warum sie so selten schreibt. Du machst ihr doch nicht zuviel Arbeit und Kummer. Erinnerst du dich noch an deinen Pappi, der jetzt wieder so fern von dir ist. Denkst du noch an die Märchen die Pappi dir erzählt hat, an die vielen Bienchen die so fleissig den Honig sammeln und an die Bienenhäschen, an die Stöckchen die Pappi dir geschnitten hat, an die Drahtseilbahn die uns auf den Hahnenkamm brachte und an die Mellis die Pappi dir immer schom Schrank runterholte. Aber so viel kann man von dir ja nicht verlangen und ich bin ja auch schon zufrieden, wenn du mich nur in Erinnerung behältst. Du musst Mutti jeden Tag daran erinnern, dam einsamen Pappi zu schreiben, damit dem Pappi nicht wieder grundlos dumme Gedanken in den Kopf kommen. Du kannst Mutti sagen, daß sich hier bis heute noch nichts ereignet hat, daß aber die Stunde vor der Türe steht. Drücke dir deine kleinen Däumchen damit ich dich bald wiedersehe. In Gedanken gibt dir tausend liebe Küsschen dein Pappi
oooooooooooooooo
An Mutti auch einen kleinen o.

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Feldpost 20: Der besondere Lehrgang

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U, den 23.7.44

Liebe Anni u. Moni!

Seit dem 5.7. habe ich keine Nachricht mehr von dir. Was ist denn eigentlich los? Immer wenn Post verteilt wird stehe ich mit langem Gesicht dabei. Wenn auch Sofie und Rudi dort sind, so bleibt aber doch sicher für mich doch eine halbe Stunde übrig, oder sollte die Post verlorengegangen sein. So vertröstet man sich von Tag zu Tag und hoffentlich ist heute etwas dabei. Leider habe ich keine Gelegenheit öfters zu schreiben sonst würde ich es bestimmt tun, aber Zeitmangel kannst du ja nicht als Entschuldigung aufführen. So bitte ich dich, ofters zum Federhalter zu greifen, denn du glaubst nicht, wie man sich hier nach einem Brief sehnt. Sehr überrascht waren wir alle hier als wir von dem Anschlag auf den Führer erfuhren. Gott sei Dank ist ja wieder einmal alles gut gegangen und gut ist es daß man die verrätersiche Clique sofort gefasst hat. Ein grosses Unheil ist eben an uns vorbei gegangen. Der Krieg nimmt immer schrecklichere Formen an und hoffentlich ist der Tag bald erreicht an dem die Friedensglocken läuten werden, aber bis dahin werden wir noch manch schwere Stunde mitmachen müssen. Hier gibt es auch nur Dienst und nochmals Dienst, und heute wurde mir gesagt, daß ich sehr wahrscheinlich einen besonderen Lehrgang mitmachen müsste. Näher einlassen kann ich mich darauf nicht aber Gedanken brauchst du dir auch nicht zu machen. Wenn ich den Lehrgang mitmache, bin ich für 3 Wochen wieder der Front fern. Aber bei den Preussen ist es heute so und morgen anders. Mein nächster Brief kann schon aus dem Graben kommen. Heute ist wieder mal Sonntag und hatten wir heute dienstfrei, eine grosse Erholung für mich. Meine Gedanken sind heute so sehr bei Euch. Ist dort auch noch alles in Ordnung? Schreibe bitte viel und oft! Was macht Monilein? Bekomme ich bald wieder ein Bildchen? Erinnert der Kratt### sich noch an Pappi? Seid ihr lieben Zwei dann für heute wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von Eurem Pappi
An Monilein süsse oooooooooooooo

Nächster Brief: Brief an die Tochter

Feldpost 19: Bleierner Schlaf

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U, den 18.7.44

Liebe Anni u. Moni!

Es regnet in Strömen und weil wir deshalb unseren Dienst etwas früher beendet haben, bleibt endlich mal Zeit ein paar Zeilen in Ruhe und ohne Kerzenlicht zu schreiben. Neues von hier gibt es nicht zu berichten. Der Dienst ist stramm, fast zu stramm für mich, aber es heisst durchhalten. Der Tage beginnt hier schon um 3.45 Uhr und endet gegen 20 Uhr. Dann ist man aber auch so abgekämpft, daß man sich sofort hinlegt und in einen bleiernen Schlaf versinkt. Zeit zum Denken bleibt tagsüber keine, nur abends vor dem einschlafen sind meine Gedanken bei Euch. Sogar Sonntags ist Dienst. Aber man ist hier noch ein paar Kilometer weiter von der Front. Aber wie lange noch? Jeden Tag kann es los gehen und dann gehts rein in die Scheiße. Einige Kameraden die damals mit mir im Lehrgang waren sind schon gefallen. Hoffentlich bleibt das Soldatenglück und mein guter Stern mir treu, denn wir wollen doch später ein gutes Familienleben führen. Gerade habe ich die Bilder vorliegen die du mir geschickt hast. Du glaubst nicht wie ich mich darüber freue, aber gleichzeitig kommt auch das Heimweh nach Euch. Wenn wird denn nun endlich alles vorbei sein, damit man mal wieder Mensch werden kann. Die Hoffnung hält einen hoch, daß es hoffentlich nicht mehr zu lange dauern wird. Schreibe mir bitte viel und oft über Euch, denn dies hält mich hoch und kann in Gedanken mit Euch leben. Wann kommt dein nächster Brief? Nun wird es auch schon langsam dunkel und die Zeit zum schlafengehen kommt, damit man morgen wieder frisch ist. Aus weiter, weiter Ferne grüsst und küst Euch wieder Euer Pappi
Na Monilein süsse oooooooooooooo

Nächster Brief: Der besondere Lehrgang

Feldpost 18: Bei Kerzenlicht nach dem strammen Dienst

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U., den 16.7.44

Liebe Anni u. Moni!

Gerade deinen lieben Brief vom 5.7. erhalten. Es ist wiedermal Sonntag und der augenblickliche sehr stramme Dienst lässt es leider nicht zu dir öfter zu schreiben. Aber der Dienst ist nötig da die Landser viel verlernt haben. Deshalb hatten wir auch am heutigen Sonntag Dienst. Deine Befürchtung, daß ich absichtlich nicht öfters schreibe ist nicht richtig. Hätte ich mehr Zeit, würde ich am liebsten jeden Tag schreiben. Nun sitze ich beim flackernden Kerzenlicht im Zelt und tue das, was ich am liebsten mache, nämlich Euch zu schreiben. Dein lieber Brief hat mir wieder so gut getan und würde ich am liebsten jeden Tag so liebe Worte empfangen. Aber leider bekomme ich von dir ja nur wöchentlich einen Brief. Nun hast du ja für einige Zeit Abwechslung gehabt weil Sofie und Rido dort waren und Monilein wird wohl kaum Gelegenheit gehabt haben viel an Pappi zu denken. Wie ich schon schrieb, haben wir augenblicklich sehr strammen Dienst und weiss ich manchmal nicht mehr ob ich ein Männchen oder ein Weibchen bin. Sehr wahrscheinlich will man uns auf etwas vorbereiten. Hoffentlich kannst du mein Gekritzel überhaupt lesen, denn das Licht ist mies. Könnte ich doch bei Euch sein. Meine Gedanken sind immer bei Euch. Behaltet mich lieb und seid für heute wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von Eurem Pappi
An Monilein tausend süsse Küsse oooooooooo

Nächster Brief: Bleierner Schlaf

Feldpost 17: Sonntagsvergnügen

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U, den 9.7.44

Liebe Anni u. Monilein!

Sonntagnachmittag, heiss brennt die Sonne und ich habe gerade meine grosse Wäsche beendet. Nun sitze ich neben meinen Klamotten um das Trocknen zu überwachen. Das ist mein Sonntagsvergnügen. Post habe ich leider zum Wochenende keine von dir bekommen. Die anderen Kameraden erhalten öfters Post. Ob deren Muttis schreibfleißiger sind? Hier ist augenblicklich alles noch unverändert und gewöhnt man sich langsam auch an den Dienst als Gruppenführer. Meine Jungens sind alles alte Krim-Pioniere und ich glaube wenn ich mit denen mal raus muss wird schon alles gutgehen. Ich glaube daß dies bald der Fall sein wird und deshalb drückt alle Daumen. Wie verbringt ihr nun den Sonntagnachmittag? Es geht auf halb drei Uhr an und Monilein wird bald aus ihrem Mittagsschlaf erwachen und dann werdet ihr einen Spaziergang machen. Könnte ich doch an allem teilhaben. Wann wird das sein und ob das nochmal sein wird? Aber wir wollen fest daran glauben daß alles gut ausgeht. Hast du schon Kleinigkeiten für mich kaufen können. Vor allen Dingen Rasierklingen benötige ich dringend und ebenfalls Feuersteine. Die Feuersteine kannst du einzeln in die Briefe legen, dann werden bestimmt dieselben ankommen. Kannst du auch eine Dose Schuhcreme besorgen?
Freuen würde ich mich wenn heute abend Post für mich dabei wäre. Augenblicklich ist ja Luftfeldpost gesperrt auch von dort nach hierhin?
Seid nun für heute wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von Eurem Pappi
Liebe Grüsse an Monilein ooooooooooo

Nächster Brief: Bei Kerzenlicht nach dem strammen Dienst

Feldpost 16: Ein Tag Innendienst

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U, den 5.7.44

Liebe Anni u. Monika!

Da ich heute Innendienst habe und mir dadurch Gelegenheit gegeben ist ein paar Zeilen zu schreiben, will ich dieses auch sofort tun. Zunächst muss ich den Empfang deines lieben Briefes vom 25.6. bestätigen, der mich gestern erreichte. Du glaubst nicht wie ich mich jedesmal über deine Zeilen freue. Geben mir dieselben doch die Gewissheit, daß alles wieder in Ordnung ist und ich glaube dir auch. Manchmal nagt ja noch der Zweifel wie ein Wurm am Herzen, aber die Zeit wird auch diese Wunde heilen. Aber nicht nur die Zeit, sondern auch deine Briefe haben eine heilende Wirkung und ich muss dir sagen, daß ich noch nie so nach Post gefiebert habe wie augenblicklich. Deshalb schreibe oft und lass mich so teilhaben an allem was dort geschieht. Unser späteres Glück soll und darf nicht in Frage gestellt werden und wenn ich mal wieder gesund nach Hause kommen sollte, wollen wir an den Zwischenfall durch nichts mehr erinnert werden.
Unser Spätzchen erinnert sich also noch oft an den Pappi. Wie gerne ich diese Zeilen gelesen habe. Du hast nun die grosse Aufgabe die Erinnerung an den Pappi wachzuhalten und ich weiss ja auch daß du diese Aufgabe erfüllen wirst. Ich glaube gerne daß der Spatz sich immer über die „Mellis“ freut und ich verzichte ja gerne auf diese Dinger wenn ich nur dem „süßen Mäulchen“ eine Freude machen kann.
– Hier musste ich eine kleine Pause machen, denn der Iwan hat seinen Morgenbesuch gemacht. Nun ist der Spuk wieder verschwunden und deshalb weiter im Text. Hoffentlich hast du inzwischen deine Kochplatte bekommen, damit du die Speisen wieder selbst zubereiten kannst, was ja auch jeden Fall für dich und Monilein besser ist.
Nun zu mir. Ich schrieb dir ja in einem meiner letzten Briefe, was für Gebrauchsgegenstände ich dringend benötige. Ist der Brief nicht angekommen weil du bis jetzt noch nichts davon erwähnt hast. Ich bat vor allen Dingen um Rasierklingen, Feuersteine, Zigarettenpapier, Spalttabletten, um ein grosses Taschenmesser und vielleicht hast du auch schon ein paar Rauchwaren. Diese Sachen schicke ruhig hierhin, denn sollte ich versetzt werden, wird das Päckchen mir nachgesandt. Es wird ja schwierig sein diese Sachen zu beschaffen aber vielleicht gelingt es doch. In meinem letzten Briefe schrieb ich dir ja, daß ich vorläufig noch hierbleiben werde, um meine gesammelten Lehrgangsweisheiten anderen zu übertragen. Damit kann aber auch jeden Augenblick Schluß sein, wenn Ersatz angefordert wird, und kann ich unter diesen Umständen schon morgen im Graben liegen. Hoffen wir, daß mir mein guter Stern weiterhin treu sein wird. Sollte der Iwan hier sehr frech werden, dann gehts allerdings sofort rein. Also abwarten u. hoffen. Langsam bessert sich das Wetter wieder und hoffentlich scheint Sonntag wieder die Sonne, damit man seine schweißgetränkten Klamotten in Ordnung bringen kann. Jetzt freue ich mich schon wieder auf deinen nächsten Brief. Sofie und Andi schon da? Dann viele Grüsse. Seid ihr lieben Zwei dann wieder tausendmal gegrüsst u. geküsst von Eurem Pappi
An Monika süsse ooooooooooooo

Nächster Brief: Sonntagsvergnügen

Feldpost 15: Im Zelt

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U, den 2. Juli 44

Liebe Anni u. Monilein!

Sonntagnachmittag und es regnet in Strömen. Ich liege im Zelt und versuche mal auf dem Bauch mal auf dem Rücken diesen Brief fertigzukriegen. Wenn vier Mann in einem kleinen Erdloch liegen bleibt nicht viel Platz zum schreiben. Habe wieder eine anstrengende Woche hinter mir und bleibt einem nur der Sonntag um seine Sachen in Ordnung zu bringen und seinen Liebsten zu schreiben. Das Regenwetter lässt heute keine „grosse Wäsche“ zu und muss ich deshalb mit den Sachen eine Woche länger rumlaufen. Habe eben wieder meine Strümpfe gestopft, damit die Füsse heil bleiben. Nun bin ich noch immer hier und ab Montag soll ich das, was man mir eingetrichtert hat, anderen eintrichtern, und zwar so lange bis auch meine Stunde zum Einsatz schlägt. Wenige Lehrgangsteilnehmer sind noch hier, die anderen sind alle schon im Graben. Wie lange mag es bei mir noch dauern?. Nun habe ich mich damit abgefunden, daß einmal doch die Stunde schlagen wird aber ich werde dann mit ganz anderen Gefühlen rausgehen. Haben mir doch deine Briefe wieder Mut gegeben allen Gefahren ins Auge zu schauen und habe ich den festen Willen Euch wiederzusehne, damit wir noch lange Jahre ein recht glückliches Familienleben führen können. Mein guter Stern wird mich hoffentlich nicht verlassen. Dein lieber Brief vom 18.6. hat mich Anfang der Woche erreicht aber zum Wochenende habe ich leider keinen bekommen. Nun hast du dich also in der „Bühnen-Wohnung“ schon eingelebt und die Langeweile tritt an dich heran. Ich sagte dir bei meinem Dortsein dass wenn du Langeweile verspürst zum Federhalter greifen sollst um mir die Tagesereignisse zu schildern. Monika wird doch sicher jeden Tag neue Einfälle haben. Dadurch nehme ich an Eurem Leben teil und nichts würde ich versäumen. Wenn du diese Tagesberichte alle paar Tage abschließen würdest um mir dann zuzuschicken, bekäme ich laufend Post und darauf freue ich mich ja so sehr. Was sind das denn für Dinge die dich unglücklich stimmen? Kümmere dich nicht zu viel um die Menschen dort, sondern lebe dein eigenes Leben. Noch 14 Tage und ich bin schon wieder 2 Monate von Euch fort. An manchen Tagen habe ich ein so grosses Heimweh nach Euch, daß ich am liebsten fortlaufen möchte. Aber auch dieses Weh muss ich unterdrücken und hat man nur den einen Wunsch das Kriegsende gesund zu erleben. Vielleicht kommt heute abend noch ein Brief von dir. Dann wäre ich ja schon wieder zufrieden. Ist unser Familienbild noch nicht fertig. Hoffentlich kannst du alles lesen. Mein Kreuz ist ganz steif und draussen prasselt der Regen auf das Zelt. Ich sage Euch gute Nacht und gebe Euch in Gedanken viele liebe Küsschen. Euer Pappi
An Monika süsse ooooooooooooooooooooo

Nächster Brief: Ein Tag Innendienst

Feldpost 14: Mit neun Mann zum Iwan

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

Mehr über diese Briefe…

Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U, den 25.6.44

Liebe Anni u. Monilein!

Gestern habe ich deinen Brief vom 14.6. erhalten und gleichzeitig auch die Durchschrift deines ausführlichen Briefes. Vielen Dank. Ich kann dir kaum sagen wie mich deine Briefe wieder aufgerichtet haben und mir Mut und Kraft geben für die kommenden schweren Tage. Jetzt weiß ich ja wieder daß du an mich denkst und unserem Liebling viel von mir erzählst und ich dadurch in der Erinnerung unseres Stropps### bleibe.
Mit dem heutigen Tag ist unser Lehrgang beendet und wird der morgige Tag Klärung bringen, wohin ich komme, d. h. also zu welchem Regiment ich versetzt werde. Dann bin ich endlich mal wieder bei einem festen Haufen. Als Gruppenführer werden mir 9 Mann zugeteilt und mit denen muss ich mich dann mit dem Iwan rumschlagen. Bin selbst mal gespannt wie das klappen wird. Wollen wir an den guten Stern glauben und hoffen, daß ich gut aus dem Dreck rauskommen werde. Der Wille Euch wiederzusehen ist da. Denkt viel an mich und bleibt lieb, denn dies gibt mir die Kraft den kommenden Ereignissen ruhig entgegenzusehen. Ich liege augenblicklich noch 200 km südlicher als Franz und kannst du dir jetzt ein Bild machen wo ich hänge. Von Mutter habe ich auch einen Brief erhalten und sind die Kisten ja unterwegs nach dort. Damit wäre diese Angelegenheit ja auch erledigt. Wie sehen denn deine Stübchen aus? Was ist denn das für eine Brieftasche und was ist denn darin? Schreibe mir bitte darüber.
Nun muss ich schliessen denn wir haben gleich noch eine kleine Abschiedsfeier. Bald werde ich wohl Gelegenheit haben öfter zu schreiben. Drückt beide Daumen damit alles gut geht und seid für heute wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von Eurem Pappi
An Monika süsse oooooooooooooo

Nächster Brief: Im Zelt