Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher von der Ostfront an seine Frau und Tochter. Mehr über diese Briefe… |
Liebe Anni u. Moni!
Schon drei Tage im Graben, mitten im Dreck drin. Die Eindrücke die auf einen einstürmen sind gewaltig und hatte ich bis jetzt keine freie Minute. Ich bin jetzt als Komp. Trupp-Führer eingesetzt, also die rechte Hand des Komp. Führers. Da ich diesen Posten bis jetzt noch nicht bekleidet habe, waren die ersten Tage für mich ziemlich anstrengend, zumal hier der Tag zur Nacht und die Nacht zum Tag gemacht wird. Dadurch konnte ich nicht früher schreiben, aber meine Gedanken waren immer bei Euch. Gestern erhielt ich deinen lieben Brief vom 20./21.7. und habe mich wieder darüber sehr gefreut. Also Monilein wird eine kleine Wasserratte. Inzwischen wirst du ja meinen Brief bekommen haben, in den ich ein dafür passendes Schlussblatt einer Zeitschrift legte. Ich habe nämlich immer daran gedacht, dass Ihr Euch viel am Wasser aufhalten werdet. Könnte ich doch auch mal wieder ein erfrischendes Bad nehmen. Aus den Kleidern bin ich ja seitdem ich von Euch fort bin nicht mehr gekommen und jetzt kommt man auch nicht mehr aus den Stiefeln. Dazu die Mücken- u. Fliegenplage hier. Ich wundere mich über mich selbst, daß ich dies alles noch so aushalten kann. Aber die grosse Verantwortung die man jetzt hat hält einen hoch. Denkst du noch an das Sternbild? Jeden Abend um 10 Uhr ist mein Blick zum großen Bären gerichtet, denn hier sind fast alle Nächte sternklar. Man muß dabei aber ganz klar bleiben und darf nicht in Träumereien versinken um nicht vom Iwan einen verpasst zu kriegen.
Drückt Ihr weiterhin die Daumen damit Euer Pappi gesund wiederkommt.
Sobald ich irgendwie Gelegenheit habe werde ich schreiben damit ihr immer ein Lebenszeichen von mir bekommt. Schreibt auch oft!
So seid denn wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von Eurem Pappi
An Monilein süsse ooooooooooooooo
Nächster Brief: Höllisch aufpassen