Wer Gärtner wird, darf sich nicht wundern, wenn er plötzlich mit Erde zu tun hat. Wer Elektriker lernt, kann wissen, dass er mit Strom in Kontakt kommt. Wer Friseur wird, kommt nicht um scharfe Scheren und Haarspray herum. Wer in einer Eckkneipe als Tresenkraft anfängt, musste früher sogar damit rechnen, dass er mit Passivrauch konfrontiert wird. Inzwischen sind es in der Regel nur noch die Ausdünstungen der Klosteine und das verbrannte alte Fett aus der Friteuse. Wer sich eine Frau ins Haus holt, muss damit rechnen, dass er lange Haare im Abfluss der Badewanne hat.
Eigentlich ist das alles nichts Neues. Erfahrungen, die über Jahrzehnte oder Jahrhunderte von den Menschen gemacht wurden. Hasse ich Haarspray, sollte ich nicht Friseur werden. Würde man so glauben. Aber falsch.
Orchestermusiker sind zeitweise Geräuschen (sog. Klängen) ausgesetzt, die lauter sind, als es die EU-Lärmschutzverordnung gestattet. Insbesondere aufbrausende klassische Musik. Bruckner, Strawinski, Strauss. Die sind gefährlich, die sind nicht gut für die Gesundheit. Von Metallica, Black Sabbath oder Rammstein ganz zu schweigen.
Was tun?
Was heute dann halt getan wird. Entweder die Konzerte verbieten, die lauten Passagen aus den Notenblättern verbannen, Ohrenstöpsel einführen oder Schallschutzwände zwischen den Musikern installieren.
Die beiden letzten Varianten sind sehr schwierig, da Musiker bekanntermaßen zusammen spielen und daher die benachbarte Lärmquelle hören sollten. Es entspricht dem kranken mechanistischen neuzeitlichen Weltbild, dass die Gesundheitsschädigung der Lautstärke an Dezibeln festgemacht wird.
Ein Motorfreund, der seine aufgemotzte Maschine aufheulen lässt, empflindet Glücksmomente, schüttet heilsame Hormone aus und wirkt anschließend liebevoll zufrieden und ausgeglichen auf seine Umgebung. Dabei hat er sich gerade so viele Dezibel gegeben.
Der Junge, der beim Lernen für sein Abitur immer wieder von vier asynchron gespielten Kreissägen drei Häuser weiter aus dem Konzept gebracht wird, der geht die Wände hoch, schlägt mit der Stirn auf die Tastatur und ertrinkt in Verzweiflung. Dabei sind es nur ganz klitzekleine Dezibel(chen), die bei ihm in den Gehörgang purzeln.
Aber das versteht unsere Welt nicht. Da ist laut=böse und leise=gut. Bald werden sie darauf kommen, dass eine Übermenge von hohen Tönen auch nicht gut ist. Hohe, mittlere und tiefe Töne müssen ausgewogen sein. In der Akustik nennt man das Rauschen. Aber wer will das hören?