Mit über fast 300 Sachen rasen sie durch die hübsche deutsche Landschaft. Mal ist eine Achse porös, ein Radlager defekt, oder vielleicht steht auch nur eine Badewanne aus Email auf den Schienen, die irgendwelche Schwachmaten dort abgestellt haben. Der Bremsweg ist ewig lang, eine Kollision verheerender als ein Flugzeugabsturz.
Drinnen die Fahrgäste. Sie können keine Fenster öffnen, bei einem Kreislaufkollaps oder Herzinfarkt steht keine Liege zur Verfügung. Bei einem Zugdefekt auf offener Strecke bleiben sie über Stunden eingesperrt. Wenn sie Glück haben, funktioniert dann die Klimanlage noch.
Früher war das anders. Da dauerte eine Zugfahrt oft mehr als doppelt so lange. Die Landschaft schoss nicht, sondern sie glitt vorbei. Ab und zu mal das Fenster öffnen, im Sommer die Nase in den Fahrtwind halten. Bahnfahren war gemütlich und entspannt. Stundenlang durch Wälder, Wiesen, durch Städte und an Feldern entlang. Ein gutes Buch, etwas zum Naschen, oft gab es auch anregende Gespräche mit anderen Fahrgästen im Abteil.
Vorbei all das. Großräume, in denen die Menschen hintereinander sitzen, fast so eng wie im Flugzeug. Getönte Scheiben, versiegelte Wagen, in denen die Belüftung alle Bakterien zu Allgemeingut macht.
Und plötzlich wird bekannt, dass viele der horizontalen Raketen technische Probleme haben und das Leben der Passagiere oft an einer seidenen Zugachse hängt. Also werden die Achsen gecheckt. Jede. Und ganz gründlich. Dazu müssen viele der versiegelten Hochgeschwindigkeitsblechdosen runter von der Piste zur Inspektion.
Die Fahrgäste haben plötzlich nur noch Stehplätze. Die Luft wird immer dicker, die Nerven immer dünner. Wie in einem Viehwaggon eng an eng eingepfercht rasen sie jetzt durch die schönen deutschen Lande. Bloß mit dem Unterschied, dass Tiere auf der Fahrt Frischluft bekommen. Sonst wäre es ja auch Tierquälerei.