Verbot des Tages: Überraschungseier

Endlich ist es demaskiert worden. Das Böse, das unsere Kinder in den frühzeitigen Tod treibt: Das Überraschungsei.

Glukose vom Übelsten kombiniert mit Spielzeug in einer ressourcenvergeudenden gelben Plastikkapsel. Zynisch eingehüllt in bunt bedruckte Alufolie, steht es in den Supermärkten auf Augenhöhe der Kinder, dieser armen Opfer raffgieriger raubtierkapitalistischer Menschenverachtung.

Ganze Paletten sogenannter Ü-Eier stehen neben den Kassen, bei Lieferung ummantelt von großen Kartons, auf denen nur für die Supermarktverkäufer die unzweideutige Handlungsanweisung prangt: „Impulsartikel. Bitte sofort neben der Kasse aufstellen!“

Spielerisch fett werden mit dem Überraschungsei
Spielerisch fett werden mit dem Überraschungsei

Wer es noch nicht begriffen hat: Es geht diesmal nicht darum, dass Kleinkinder sich an Plastikteilen verschlucken, um dann daran zu ersticken. Nein, es geht einzig und allein um die menschenfeindliche Kombination von Spielzeug und hochenergetischen Süßwaren. Die armen Kinder könnten zwischen beidem nämlich nicht richtig unterscheiden, weiß die Liberale Miriam Gruß. So, wie viele grenzdebile Jugendliche in der Werbung ja auch nicht zwischen der längsten Praline und einem Schokoriegel unterscheiden können. Da hört sogar bei der FDP die Liberalität auf. Will das Kind einfach nur spielen, wird es so genötigt, auch den Süßkram zu fressen, der es massiv übergewichtig macht und damit sein Leben erheblich verkürzt. Ganz abgesehen von der Schmach im schulischen Sportunterricht, wo das dicke Kind dann auch noch die sozialen Folgen des Überraschungseis („Du fette Sau!“) erdulden muss.

Es ist eine neue Dimension des Verbotswahns: Früher wurde zaghaft mit Warnhinweisen begonnen, um dann die Werbung für entsprechende Waren zu verbieten. Schließlich wurde das jeweilige Produkt nur noch mit Altersüberprüfung unter den verächtlichen Blicken der Gutmenschen unter der Ladentheke rausgefischt und schnell in eine neutrale Verpackung gesteckt. Mit hochrotem Kopf, sich permanent umdrehend, verlässt der Käufer das Geschäft.

Natürlich hat sich sofort eine Gegenbewegung gebildet. Nicht nur gegen das Rauchverbot hat die CSU Maßnahmen getroffen, auch für das Ü-Ei macht sie die Partei stark. Bayerns Ministerpräsident Beckstein warnt davor, dass das Leben keinen Spaß mehr mache, wenn immer nur das erlaubt würde, das die höchste Rationalität habe.

Klassiker unter den Warnhinweisen
Klassiker unter den Warnhinweisen

Politik im Sommerloch ist auch so ein Überraschungsei: Eine Liberale fordert Verbote, die CSU fordert Liberalität. Und Deutschlands Kinder sind nur so dick, weil es solche schlimmen Produkte wie Überraschungseier gibt. Eigentlich ist das alles ja sehr einfach. Geradezu schlicht.

Und dann ist alle plötzlich doch ganz anders: Miriam Gruß (immernoch FDP) hat jetzt eine Pressemitteilung rausgegeben, dass die FDP doch nicht die Ü-Eier verbieten wolle. Es ginge nur um Warnhinweise. Und die auch nur wegen den Kleinteilen, an denen die Kinder ersticken könnten (s.o.). Aber ist das nicht wieder ein Ei, das voller Überraschungen steckt?. Die entsprechenden Hinweise sind bereits seit Jahren auf den Eiern abgedruckt. Vielleicht sollte jemand Frau Gruß mal ein solches Ei ins Nest legen.

Eben das Überraschungsei mit dem Abbild vom kleinen armen Tropf (Foto links), der zugucken muss, wie seine älteren Geschwister mit glänzenden Augen die ganze Schokolade wegmampfen.

Ein Gedanke zu „Verbot des Tages: Überraschungseier“

  1. „Eine Liberale fordert Verbote, die CSU fordert Liberalität.“ Koesssstlichste Ironie!

    Uebrigens, dieses hervorragende Wort „Gutmensch,“ dafuer gibt’s im Englischen leider kein Aequivalent. „Goodperson“? Nope, that falls flat. 🙁 (Und die woertliche Uebernahme des Ausdrucks „Gutmensch“ ginge auch nicht, bedeutet das Engl. Wort „gut“ ja „Bauchhöhle“ oder „Gedaerm.“)

    Mal wieder ein Beispiel von der unnachahmbaren Ausdruckskraft der Deutschen Sprache.

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