Feldpost 26: Haltet die Daumen! – Der letzte Brief

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Im Osten, den 16.8.44

Liebe Anni und Moni!

Gestern deinen Brief vom 2.8. erhalten. Das Bildchen ist ja allerliebst und ich bedauere es mit Euch, dass die Katze einen „Hasen“ gemaust hat. Monilein wird sicher überall erzählen daß die böse Katze das liebe Tierchen geholt hat. Ich kann mir das so richtig vorstellen. Den Empfang der beiden Päckchen habe ich dir ja bestätigt und freue ich mich jetzt schon auf das Dritte. Auch ich habe von Köln lange keine Post mehr erhalten und mache mir darüber Gedanken. Also Monilein zeigt schon Interesse am Kochen. Das ist ja nett, aber ich glaube daß das Interesse am Probieren grösser ist. Daß die Kr### öfters nach Pappi fragt freut mich am meisten.
Die Dämmerung kommt und der Iwan wird wieder munter. In den letzten Tagen ist es unruhiger geworden und für heute Nacht wird was erwartet. Nun heisst es wieder Augen offen und Ohren steif halten.
Ich muß Schluß machen, dauernd kommen Melder und bringen neue Befehle, die sofort von mir weiterverarbeitet werden. Auch kommt gerader der Verpfl. Trupp und bringt mir das dritte Päckchen.
Wenn wieder mehr Zeit dann mehr.
Haltet die Daumen

Tausend liebe Grüsse und Küsse
Euer Pappi

An Monilein süsse ooooooooooo

Anmerkung: Das war das letzte Lebenszeichen meines Großvaters

Feldpost 25: Pappi Rußland bum, bum

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Im Osten, den 11.8.44

Liebe Anni u. Moni!

Gestern erhielt ich 3 Briefe von dir und zwar vom 24., 27, und 29.7. Du kannst dir denken wie gross die Freude bei mir war und deshalb will ich auch gleich Antwort geben. Es ist gut, daß du dich mit unserem Glück so eingehend beschäftigst und der Lohn dafür bleibt ja auch nicht aus, denn wenn fremde Leute sich lobend über den Kr### aussprechen, dann ist der Lohn ja schon da. Immer hadere ich mit dem Schicksal, das mich das Heranwachsen nicht miterleben läst. Ganz und gar bin ich auf deine Briefe und Berichte angewiesen. Denke bitte immer daran. Ich kann das Stimmchen nicht vergessen, Das beim Abschied auf dem Bahnhof Kitzbühel sagte: „Pappi Rußland, bum, bum“ und bumste es im Augenblick auch wieder ganz nett. Also Sägespäne für eure „Hasen“ habt ihr geholt. Sind es nicht Kaninchen ihr „Rumverdreher“? Früher nanntest du andere Vögel auch „Raben“. Monilein wird ja darüber grosse Freude haben. Also vor dem Gewitter fürchtet sich die kleine Kröte. Ich glaube gern dass es dir schwer fallen wird mit gutem Beispiel voranzugehen. Du bist früher ja auch bei einem Gewitter nicht von meiner Seite gewichen. Hast du schon weitere Nachricht von deiner Mutter erhalten? Hoffentlich ist der Unfall nicht zu schlimm und vielleicht bietet sich jetzt die Gelegenheit, dass sie dich mal aufsuchen kann. Deinen letzten Brief schriebst du in Kitzbühel. Dass die Beihilfe gestrichen wurde ist ja mies. Vielleicht lässt sich doch noch etwas machen. Nach #### habe ich vor 14 Tagen geschrieben. Hoffentlich lebt der Leutnant noch. Die Post muss fort deshalb Schluß.
In den nächsten Tagen mehr. Drückt weiter die Daumen und seid für heute wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von
Eurem Pappi

Zum letzten Brief: Haltet die Daumen!

Feldpost 24: Höllisch aufpassen

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Im Osten, den 7.8.44

Liebe Anni u. Moni!

Gestern deinen Brief vom 15.7. und wieder ein Päckchen erhalten, enthaltend Pyramidan, 6 Rasierklingen, Feuersteine u. Zigaretten und noch Zigarettenpapier. Besten Dank dafür. Nur musst du die Päckchen etwas besser verpacken, am besten noch etwas Papier drum tun, denn dein Päckchen ist schon im „Feldpostpäckchenlazarett“ Wien neu verpackt worden. Dein Brief ist auch bedeutend länger gelaufen, denn deinen Brief vom 20/21. habe ich schon bestätigt. Lachen musste ich über Po und Bäuchlein, die dem Pappi gehören sollen. Ich konnte mir ganz gut deine Hänselei vorstellen und freuen würde ich mich, wenn der Str### mich nicht vergessen würde. Nun bist du also wieder allein und kann ich mir denken, daß dir dieses Alleinsein zuerst wieder schwer gefallen ist. Wenn die augenblicklich feindliche Fliegertätigkeit wieder so stark ist, dann fahre nicht nach Köln, denn diese Verantwortung kannst du nicht auf dich nehmen. Und wenn alles zum Teufel geht, die Hauptsache bleibt das Leben. Daß du Rudi mit deiner Raucherkarte ausgeholfen hast kann ich als starker Raucher verstehen aber hoffentlich wird das Rücksenden der Karte nicht vergessen.
Jetzt habe ich mich schon an die Kampfhandlungen bei Tag und Nacht gewöhnt, aber vor Überraschungen ist man nie sicher. Darüber viel zu schreiben hat ja keinen Zweck und würdest du dir nur noch mehr Gedanken machen. Man muß hier nur höllisch aufpassen und darf nie leichtsinnig werden und davor bewahren mich immer deine Briefe. Deshalb schreibe bitte oft.
In ein paar Stunden werden meine Blicke wieder zu unserem Sternbild gehen.
Nun seid für heute wieder tausendmal lieb gegrüsst und geküsst von eurem Pappi.
An Monilein süsse oooooooooooo
Schicke mir bitte ein Stückchen Rasierseife

Nächster Brief: Pappi Rußland bum, bum

Feldpost 23: Drei Tage im Graben

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Im Osten, den 5.8.44

Liebe Anni u. Moni!

Schon drei Tage im Graben, mitten im Dreck drin. Die Eindrücke die auf einen einstürmen sind gewaltig und hatte ich bis jetzt keine freie Minute. Ich bin jetzt als Komp. Trupp-Führer eingesetzt, also die rechte Hand des Komp. Führers. Da ich diesen Posten bis jetzt noch nicht bekleidet habe, waren die ersten Tage für mich ziemlich anstrengend, zumal hier der Tag zur Nacht und die Nacht zum Tag gemacht wird. Dadurch konnte ich nicht früher schreiben, aber meine Gedanken waren immer bei Euch. Gestern erhielt ich deinen lieben Brief vom 20./21.7. und habe mich wieder darüber sehr gefreut. Also Monilein wird eine kleine Wasserratte. Inzwischen wirst du ja meinen Brief bekommen haben, in den ich ein dafür passendes Schlussblatt einer Zeitschrift legte. Ich habe nämlich immer daran gedacht, dass Ihr Euch viel am Wasser aufhalten werdet. Könnte ich doch auch mal wieder ein erfrischendes Bad nehmen. Aus den Kleidern bin ich ja seitdem ich von Euch fort bin nicht mehr gekommen und jetzt kommt man auch nicht mehr aus den Stiefeln. Dazu die Mücken- u. Fliegenplage hier. Ich wundere mich über mich selbst, daß ich dies alles noch so aushalten kann. Aber die grosse Verantwortung die man jetzt hat hält einen hoch. Denkst du noch an das Sternbild? Jeden Abend um 10 Uhr ist mein Blick zum großen Bären gerichtet, denn hier sind fast alle Nächte sternklar. Man muß dabei aber ganz klar bleiben und darf nicht in Träumereien versinken um nicht vom Iwan einen verpasst zu kriegen.
Drückt Ihr weiterhin die Daumen damit Euer Pappi gesund wiederkommt.
Sobald ich irgendwie Gelegenheit habe werde ich schreiben damit ihr immer ein Lebenszeichen von mir bekommt. Schreibt auch oft!
So seid denn wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von Eurem Pappi
An Monilein süsse ooooooooooooooo

Nächster Brief: Höllisch aufpassen

Feldpost 22: Ich kämpfe für Euch

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U., den 30.7.44

Liebe Anni u. Monilein!

Gestern erhielt ich nach langen langen Tagen deinen Brief vom 11.7., den du sehr wahrscheinlich in sehr grosser Eile geschrieben hast, denn ich konnte ihn kaum entziffern. Aber trotzdem habe ich mich darüber gefreut. Gab dein Brief mir doch wieder Auftrieb und den ich gerade jetzt benötige, denn übermorgen gehts in die Scheisse. Nun kommt der Tag, der eigentlich schon längst da sein konnte und nun heisst es die Augen offen halten, denn die Stellung die wir beziehen ist nicht besonders. Nun liegt das Weitere in einer höheren Hand und muss ich mich jetzt meinem Schicksal fügen. Weiss ich doch wieder daß ich für Euch kämpfe und das gibt mir Kraft. Seid in Gedanken oft bei mir, besonders des abends. Wenn du liebe Anni dann die Sterne betrachtest, vor allen Dingen den grossen Bären, dann werde ich dasselbe tun und unsere Gedanken werden sich dort treffen. Ich will und muss Euch wiedersehen.
Vielleicht warst du schon in Köln und hast die Angelegenheit geregelt. Immer muss ich an Monika denken. Hat sie sich in der Zeit gut geschickt. Du hättest fahren sollen wo Sofie noch dort war. Aber du wirst den richtigen Zeitpunkt schon gewählt haben.
Den beiliegenden Einlieferungsschein kannst du aufbewahren bis das Geld da ist. Du kannst es ja auf unser Sparbuch überweisen.
An Monika liebe süsse ooooooooo und sie möchte für den Pappi bitten. Seid ihr lieben zwei tausendmal gegrüsst und geküsst und denkt an Euren Pappi, der schweren Stunden entgegengeht.

Nächster Brief: Drei Tage im Graben

Feldpost 21: Brief an die Tochter

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U., den 25.7.44

Meine liebe Monika!

Frag doch mal Mutti, warum sie so selten schreibt. Du machst ihr doch nicht zuviel Arbeit und Kummer. Erinnerst du dich noch an deinen Pappi, der jetzt wieder so fern von dir ist. Denkst du noch an die Märchen die Pappi dir erzählt hat, an die vielen Bienchen die so fleissig den Honig sammeln und an die Bienenhäschen, an die Stöckchen die Pappi dir geschnitten hat, an die Drahtseilbahn die uns auf den Hahnenkamm brachte und an die Mellis die Pappi dir immer schom Schrank runterholte. Aber so viel kann man von dir ja nicht verlangen und ich bin ja auch schon zufrieden, wenn du mich nur in Erinnerung behältst. Du musst Mutti jeden Tag daran erinnern, dam einsamen Pappi zu schreiben, damit dem Pappi nicht wieder grundlos dumme Gedanken in den Kopf kommen. Du kannst Mutti sagen, daß sich hier bis heute noch nichts ereignet hat, daß aber die Stunde vor der Türe steht. Drücke dir deine kleinen Däumchen damit ich dich bald wiedersehe. In Gedanken gibt dir tausend liebe Küsschen dein Pappi
oooooooooooooooo
An Mutti auch einen kleinen o.

Nächster Brief: Ich kämpfe für Euch

Feldpost 20: Der besondere Lehrgang

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U, den 23.7.44

Liebe Anni u. Moni!

Seit dem 5.7. habe ich keine Nachricht mehr von dir. Was ist denn eigentlich los? Immer wenn Post verteilt wird stehe ich mit langem Gesicht dabei. Wenn auch Sofie und Rudi dort sind, so bleibt aber doch sicher für mich doch eine halbe Stunde übrig, oder sollte die Post verlorengegangen sein. So vertröstet man sich von Tag zu Tag und hoffentlich ist heute etwas dabei. Leider habe ich keine Gelegenheit öfters zu schreiben sonst würde ich es bestimmt tun, aber Zeitmangel kannst du ja nicht als Entschuldigung aufführen. So bitte ich dich, ofters zum Federhalter zu greifen, denn du glaubst nicht, wie man sich hier nach einem Brief sehnt. Sehr überrascht waren wir alle hier als wir von dem Anschlag auf den Führer erfuhren. Gott sei Dank ist ja wieder einmal alles gut gegangen und gut ist es daß man die verrätersiche Clique sofort gefasst hat. Ein grosses Unheil ist eben an uns vorbei gegangen. Der Krieg nimmt immer schrecklichere Formen an und hoffentlich ist der Tag bald erreicht an dem die Friedensglocken läuten werden, aber bis dahin werden wir noch manch schwere Stunde mitmachen müssen. Hier gibt es auch nur Dienst und nochmals Dienst, und heute wurde mir gesagt, daß ich sehr wahrscheinlich einen besonderen Lehrgang mitmachen müsste. Näher einlassen kann ich mich darauf nicht aber Gedanken brauchst du dir auch nicht zu machen. Wenn ich den Lehrgang mitmache, bin ich für 3 Wochen wieder der Front fern. Aber bei den Preussen ist es heute so und morgen anders. Mein nächster Brief kann schon aus dem Graben kommen. Heute ist wieder mal Sonntag und hatten wir heute dienstfrei, eine grosse Erholung für mich. Meine Gedanken sind heute so sehr bei Euch. Ist dort auch noch alles in Ordnung? Schreibe bitte viel und oft! Was macht Monilein? Bekomme ich bald wieder ein Bildchen? Erinnert der Kratt### sich noch an Pappi? Seid ihr lieben Zwei dann für heute wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von Eurem Pappi
An Monilein süsse oooooooooooooo

Nächster Brief: Brief an die Tochter

Feldpost 19: Bleierner Schlaf

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U, den 18.7.44

Liebe Anni u. Moni!

Es regnet in Strömen und weil wir deshalb unseren Dienst etwas früher beendet haben, bleibt endlich mal Zeit ein paar Zeilen in Ruhe und ohne Kerzenlicht zu schreiben. Neues von hier gibt es nicht zu berichten. Der Dienst ist stramm, fast zu stramm für mich, aber es heisst durchhalten. Der Tage beginnt hier schon um 3.45 Uhr und endet gegen 20 Uhr. Dann ist man aber auch so abgekämpft, daß man sich sofort hinlegt und in einen bleiernen Schlaf versinkt. Zeit zum Denken bleibt tagsüber keine, nur abends vor dem einschlafen sind meine Gedanken bei Euch. Sogar Sonntags ist Dienst. Aber man ist hier noch ein paar Kilometer weiter von der Front. Aber wie lange noch? Jeden Tag kann es los gehen und dann gehts rein in die Scheiße. Einige Kameraden die damals mit mir im Lehrgang waren sind schon gefallen. Hoffentlich bleibt das Soldatenglück und mein guter Stern mir treu, denn wir wollen doch später ein gutes Familienleben führen. Gerade habe ich die Bilder vorliegen die du mir geschickt hast. Du glaubst nicht wie ich mich darüber freue, aber gleichzeitig kommt auch das Heimweh nach Euch. Wenn wird denn nun endlich alles vorbei sein, damit man mal wieder Mensch werden kann. Die Hoffnung hält einen hoch, daß es hoffentlich nicht mehr zu lange dauern wird. Schreibe mir bitte viel und oft über Euch, denn dies hält mich hoch und kann in Gedanken mit Euch leben. Wann kommt dein nächster Brief? Nun wird es auch schon langsam dunkel und die Zeit zum schlafengehen kommt, damit man morgen wieder frisch ist. Aus weiter, weiter Ferne grüsst und küst Euch wieder Euer Pappi
Na Monilein süsse oooooooooooooo

Nächster Brief: Der besondere Lehrgang

Feldpost 18: Bei Kerzenlicht nach dem strammen Dienst

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U., den 16.7.44

Liebe Anni u. Moni!

Gerade deinen lieben Brief vom 5.7. erhalten. Es ist wiedermal Sonntag und der augenblickliche sehr stramme Dienst lässt es leider nicht zu dir öfter zu schreiben. Aber der Dienst ist nötig da die Landser viel verlernt haben. Deshalb hatten wir auch am heutigen Sonntag Dienst. Deine Befürchtung, daß ich absichtlich nicht öfters schreibe ist nicht richtig. Hätte ich mehr Zeit, würde ich am liebsten jeden Tag schreiben. Nun sitze ich beim flackernden Kerzenlicht im Zelt und tue das, was ich am liebsten mache, nämlich Euch zu schreiben. Dein lieber Brief hat mir wieder so gut getan und würde ich am liebsten jeden Tag so liebe Worte empfangen. Aber leider bekomme ich von dir ja nur wöchentlich einen Brief. Nun hast du ja für einige Zeit Abwechslung gehabt weil Sofie und Rido dort waren und Monilein wird wohl kaum Gelegenheit gehabt haben viel an Pappi zu denken. Wie ich schon schrieb, haben wir augenblicklich sehr strammen Dienst und weiss ich manchmal nicht mehr ob ich ein Männchen oder ein Weibchen bin. Sehr wahrscheinlich will man uns auf etwas vorbereiten. Hoffentlich kannst du mein Gekritzel überhaupt lesen, denn das Licht ist mies. Könnte ich doch bei Euch sein. Meine Gedanken sind immer bei Euch. Behaltet mich lieb und seid für heute wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von Eurem Pappi
An Monilein tausend süsse Küsse oooooooooo

Nächster Brief: Bleierner Schlaf

Feldpost 17: Sonntagsvergnügen

Die Feldpostbriefe des Martin Wilhelm Schumacher
von der Ostfront an seine Frau und Tochter.

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Martin Wilhelm Schumacher (1906-1944)
O.U, den 9.7.44

Liebe Anni u. Monilein!

Sonntagnachmittag, heiss brennt die Sonne und ich habe gerade meine grosse Wäsche beendet. Nun sitze ich neben meinen Klamotten um das Trocknen zu überwachen. Das ist mein Sonntagsvergnügen. Post habe ich leider zum Wochenende keine von dir bekommen. Die anderen Kameraden erhalten öfters Post. Ob deren Muttis schreibfleißiger sind? Hier ist augenblicklich alles noch unverändert und gewöhnt man sich langsam auch an den Dienst als Gruppenführer. Meine Jungens sind alles alte Krim-Pioniere und ich glaube wenn ich mit denen mal raus muss wird schon alles gutgehen. Ich glaube daß dies bald der Fall sein wird und deshalb drückt alle Daumen. Wie verbringt ihr nun den Sonntagnachmittag? Es geht auf halb drei Uhr an und Monilein wird bald aus ihrem Mittagsschlaf erwachen und dann werdet ihr einen Spaziergang machen. Könnte ich doch an allem teilhaben. Wann wird das sein und ob das nochmal sein wird? Aber wir wollen fest daran glauben daß alles gut ausgeht. Hast du schon Kleinigkeiten für mich kaufen können. Vor allen Dingen Rasierklingen benötige ich dringend und ebenfalls Feuersteine. Die Feuersteine kannst du einzeln in die Briefe legen, dann werden bestimmt dieselben ankommen. Kannst du auch eine Dose Schuhcreme besorgen?
Freuen würde ich mich wenn heute abend Post für mich dabei wäre. Augenblicklich ist ja Luftfeldpost gesperrt auch von dort nach hierhin?
Seid nun für heute wieder tausendmal gegrüsst und geküsst von Eurem Pappi
Liebe Grüsse an Monilein ooooooooooo

Nächster Brief: Bei Kerzenlicht nach dem strammen Dienst